12 November, 2025

Ein Abend im Zeichen der Widerstandsfähigkeit: Energie, Sanktionen und Europas Zukunft

Am 10. November bebten die Mauern des Ukrainischen Freien Universität nicht vor Kälte, sondern vor der hitzigen Leidenschaft einer dringend notwendigen Debatte. An diesem akademischen Brückenpfeiler zwischen Deutschland und der Ukraine stellten wir uns der kritischen Frage: „Energieimporte und Sanktionen: Gelingt dem Westen ein kraftvoller Stand gegen Putins Kriegskasse?“
Es war mehr als eine Podiumsdiskussion; es war ein Weckruf – eine schonungslose Analyse der politischen und wirtschaftlichen Realität.
Die Essenz der Debatte: Zwischen Hoffnung und harten Fakten
Rektorin Prof. Dr. Larysa Didkovska eröffnete den Abend mit der tiefen Bedeutung der UFU als „Schlüsselzentrum des ukrainischen Geisteslebens“. In diesem Geist der Freiheit beleuchteten unsere hochkarätigen Experten die jüngsten Maßnahmen – das 19. EU-Sanktionspaket, US-Sanktionen gegen Ölriesen, das Visier auf die „Schattenflotte“ – und fragten nach ihrer wahren Schlagkraft.
Dr. Constantin Groth von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit setzte den Rahmen, indem er schmerzhaft offenlegte, wie die Kriegswirtschaft Russlands wächst und wie autoritäre Akteure wie Orban versuchen, Inseln der Unduldsamkeit im liberalen Ozean Europas zu schaffen.
🎤 Die Moderatorin: Eine scharfe Lenkung der Diskussion
Durch diesen komplexen und emotionalen Abend führte uns mit souveräner Expertise Frau Birgit Boeser, Leiterin der Europäischen Akademie Bayern. Als ausgewiesene Expertin für die Beziehungen zwischen Russland und der EU sowie die Ukraine-Thematik steuerte sie die Diskussion mit präzisen Fragen und sorgte dafür, dass das Spannungsfeld zwischen der ukrainischen Perspektive und der europäischen Sanktionspolitik stets im Fokus blieb. Ihre Moderation war entscheidend für die Tiefe und den Erfolg des Austauschs.
🔥 Die Stimme der Ukraine: Ein Plädoyer für strategische Integration
Der Impulsvortrag von Svitlana Gootsal, Expertin für internationale und Energiesicherheit, war ein Moment der schmerzhaften Offenheit und Dankbarkeit.
Sie erinnerte uns daran, dass die Energieabhängigkeit schon lange vor 2014 ein sicherheitspolitisches Pulverfass war – eine Warnung, die Europa zu lange ignorierte. Sie dankte dem Westen für die „unglaubliche Unterstützung und Hilfe“, ohne die die Ukraine nicht überleben könnte, stellte aber zugleich die drei zentralen, aufrüttelnden Fragen:
1️⃣ Ist die Sanktionspolitik global genug, solange China und Indien die Hände des Westens binden?
2️⃣ Werden Sanktionen zum Selbstzweck, wenn wir ihre Zahl zählen, aber ihre systematische Wirkung nicht strategisch bewerten?
3️⃣ Wie schaffen wir ein widerstandsfähiges Europa, das nicht erpressbar ist? Die Ukraine mit ihrer robusten Infrastruktur und ihrem Potenzial muss Teil dieser Lösung sein!
🧐 Der strategische Blick: Zwischen Symbolik und Schlupflöchern
Die Diskussion mit Dr. Janis Kluge (SWP), Wolfgang Bücherl (Europäische Kommission) und Ulrich Lechte (Nürnberger Sicherheitstagung) zeigte die Zerrissenheit:
✓Trump’s unerwarteter Schritt: Die Sanktionen gegen russische Ölkonzerne waren symbolisch wichtig, weil sie ein Signal der Geschlossenheit sendeten und die Hoffnung auf ein Zerbröseln des Westens in Moskau dämpften – ein wichtiger Sieg im psychologischen Krieg.
✓Der Fluch der Lücken: Doch die Realität ist hart. Die russische Kriegsmaschinerie hält sich dank der Umgehung der Sanktionen über Länder wie Indien und China am Laufen.
✓Der Kampf um LNG: Die Entscheidung, den Import von russischem Flüssigerdgas (LNG) erst 2027 zu stoppen, löste Enttäuschung aus. Ist dies ein Zeichen des Kampfes um Konsens unter 27 Staaten oder eine „energiepolitische Bankrotterklärung“?
✓Die EU reagiert strategisch: Das 19. Sanktionspaket zielt verstärkt auf die Umgehungsmechanismen ab, indem es Banken und Geschäftspartner außerhalb Russlands sanktioniert und die berüchtigte Schattenflotte ins Visier nimmt.
💡 Fazit: Energie ist eine Waffe – aber auch ein Werkzeug der Stärke
Wir sind uns einig: Russland führt einen hybriden Krieg, und Energie ist seine stärkste Waffe. Aber wir haben die Pflicht und die Chance, Energie in ein Instrument der Widerstandsfähigkeit zu verwandeln.
Es ist nicht genug, nur zu reagieren. Wir müssen vorauszudenken und Sektionen von einem Verteidigungsinstrument zu einem strategischen Hebel machen, um ein Energiesystem zu schaffen, in dem politische Erpressung nie wieder möglich sein wird.
Herzlichen Dank an alle Kooperationspartner: die Europäische Akademie Bayern e.V., die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und die Thomas Dehler Stiftung! Ihr Engagement ermöglicht es uns, diesen kritischen Dialog fortzusetzen.
📸 Denys Dolzhenko
📝 Text: Dr. Liliia Bondarenko
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